## Wirtschaftliche Konvergenz ### Wirtschaftliche Konvergenz #### Kurze Übersicht: Die wirtschaftliche Konvergenz beschreibt den Prozess, bei dem ärmere Volkswirtschaften in Bezug auf Pro-Kopf-Einkommen und Lebensstandard zu wohlhabenderen Volkswirtschaften aufschließen. Dies geschieht durch Mechanismen wie Kapitalakkumulation, Technologieübertragung und institutionelle Verbesserungen. --- #### Detaillierte Erklärung: ##### Wachstumstheorie: Die wirtschaftliche Konvergenz wird im Rahmen der [[Wachstumstheorie]] (en: [[Growth Theory]]) untersucht. Diese Theorie analysiert die Dynamik von wirtschaftlichem Wachstum, technologischem Fortschritt und der Rolle von Kapital und Arbeit. ##### Das [[Solow-Swan-Modell]] (en: [[Solow-Swan-Model]]): Das [[Solow-Swan-Modell]] ist ein fundamentales Modell der neoklassischen Wachstumstheorie, das die Dynamik der Konvergenz erklärt. Es basiert auf der Produktionsfunktion: $Y = A \cdot K^\alpha \cdot L^{1-\alpha}$ Hierbei steht $Y$ für den Output, $A$ für den Stand der Technologie, $K$ für Kapital, $L$ für Arbeit und $\alpha$ für die Kapitalelastizität. Im Gleichgewichtszustand ([[steady state]]) gleichen sich Investitionen und Abschreibungen aus, und das Wachstum wird ausschließlich vom technologischen Fortschritt bestimmt (Solow, 1956). - **Beta-Konvergenz ([[Beta Convergence]])**: Niedrigeinkommensländer wachsen schneller als Hochlohnländer, bis Einkommensunterschiede verschwinden. - **Sigma-Konvergenz ([[Sigma Convergence]])**: Misst die Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen Volkswirtschaften über die Zeit. ##### [[Endogene Wachstumstheorie]] (en: [[Endogenous Growth Theory]]): Die [[Endogene Wachstumstheorie]] erweitert die klassischen Modelle der Wachstumstheorie. Sie betrachtet Innovationen und Wissen als endogene Faktoren des Wachstums. Paul Romers [[Romer-Modell]] (en: [[Romer Model]]) ist ein prominentes Beispiel dafür. - **Das [[Romer-Modell]]**: Romer ergänzt das Solow-Modell, indem er Humankapital und Innovation als Wachstumstreiber integriert. Die Produktionsfunktion lautet: $Y = A \cdot K^\alpha \cdot (L \cdot H)^{1-\alpha}$ Hierbei steht $H$ für Humankapital. Dieses Modell erklärt, warum langfristiges Wachstum nicht nur von Kapitalakkumulation, sondern auch von Investitionen in Bildung und Forschung abhängt (Romer, 1990). ##### Mechanismen: 1. **Technologieübertragung**: Niedrigeinkommensländer übernehmen bestehende Technologien. 2. **Kapitalrenditen**: Höhere Renditen in ärmeren Ländern fördern ausländische Investitionen. 3. **Institutionelle Verbesserungen**: Reformen in Recht, Bildung und Infrastruktur beschleunigen Konvergenz. ##### Herausforderungen: Nicht alle Länder erfahren Konvergenz. Fehlende Stabilität, geringe Bildung oder schlechte Infrastruktur können den Prozess hemmen. --- #### Beispiel: - **Erfolg**: [[Südkorea]] (en: [[South Korea]]) und [[Taiwan]] (en: [[Taiwan]]) schlossen durch Industrialisierung und Technologietransfer die Einkommenslücke zu Industrieländern. - **Herausforderung**: [[Subsahara-Afrika]] (en: [[Sub-Saharan Africa]]) erlebt oft strukturelle Barrieren, die Konvergenz verhindern. --- #### Verwandte Begriffe: - [[Wachstumstheorie]] (en: [[Growth Theory]]) - [[Technologische Diffusion]] (en: [[Technological Diffusion]]) - [[Kapitalrendite]] (en: [[Return on Capital]]) --- ### Weitere Quellen: - Solow, R. M. (1956). _A Contribution to the Theory of Economic Growth_. Quarterly Journal of Economics. - Romer, P. M. (1990). _Endogenous Technological Change_. Journal of Political Economy. - Barro, R. J., & Sala-i-Martin, X. (2004). _Economic Growth_. MIT Press. ### Vorlesungsfolie