# <mark style="background: #FF529440;">Sozi W1 January-11</mark>
>[!Todo]
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## <mark style="background: #FFF3A3A6;">Soziologie – Wissenschaft von der „Gesellschaft“? </mark>
#### Was ist Soziologie?
Soziologie als universitäres Fach / Disziplin
- Entstehung Beginn 20. Jhd
- plural und ausdifferenziert
- Mehrere Bezugnahmen zur Orientierung in der Soziologie
- Gegenstand des Faches nicht scharf zu bestimmen
>[!Quote]
>Die "Gesellschaft" ist Riesenrätsel und Ungeheuer
<cite>Leopold v. Wiese</cite>
#### Gegenstandsbezug
1. [[Diagnostisch]]:
- Soziologie als Diagnostische Disziplin. Was Charakterisiert die gegenwärtige Gesellschaft und wie ändert sich diese?
1. Ökologischer Wandel (Mensch - Umwelt - Beziehung)
2. Kultureller Wandel (Leben in der Moderne)
- [[Individualisierung]] zu [[Singularisierung]] , Fremd- zur Selbstbestimmung
3. Technischer Wandel (Digitalisierung und Beschleunigung)
- (Wandelndes) Selbstbild und sich verzerrende Beziehung Mensch und der Welt aufgrund sozialer Entfremdung
4. Sozialer Wandel (Soziale Ungleichheit)
- Gegenüberstellung Armuts/Reichtumsgesellschaft ([[Bsp postmigrantische Gesellschaft]])
2. [[Analytisch]]
1. Untersuchungsebenen
1. [[Mikro]]: soziale Kommunikation, Interaktion
2. [[Meso]]: Gruppen, Institutionen, soziale Bewegungen
3. [[Makro]]: Staaten und Supranationale Einheiten
2. Untersuchungsbereiche ^ref1
1. Politik
2. [[Wirtschaft]]
3. Kultur
4. Recht
5. Religion
3. [[Theoretische Disziplin]]
- ![[1Fol.pdf#page=10&rect=212,361,780,465|1Fol, p.10]]
- Autoren (Marx, Weber, Bourdieu, Luhmann...) wählen verschiedene Ansätze (Handeln, Struktur, System) um theorien zu stellen
4. [[Methodische Disziplin]]
1. Einsicht das soziale Wirklichkeit nicht vollständig erfassbar, wissenschaftliche Erkenntnis selektiv auf Ausschnitt des Wirklichen gerichtet (unübersehbare Mannigfaltigkeit -Rickert). Notwendigkeit den Untersuchungsgegenstand zu spezifizieren und empirische Messart wählen
2. Quantitativ (Messparadigma)
3. Qualitativ (Verstehensparadigma)
#### Fehlender Kanon als Stärke
Kein fester Wesenskern, keine "Bauanleitung" für Gesellschaft, erlaubt Soziologie flexibel zu reagieren
-> Soziologie ist spezifische Perspektive
![[1Fol.pdf#page=12&rect=86,109,285,242|1Fol, p.12]]
#### Vorraussetzungen für Soziologen
1. Interesse an Anderen und deren Situationen (wohlmeinendes Interesse an deren Situationen)
2. Neugier (mit soziologischen Blick betrachten)
3. Radikaler Zweifel und Distanz zum Untersuchungsgegenstand (kein Verlass auf common sense)
<div class="qut">∑: geschulter, disziplinierter, systematischer soziologischer Blick.</div>
Soziologe als Reporter Chicago 1920er:
- [[Untersuchungsgegenstand|UG]] Rassenkonflikte, Armut, Ungleichheit
- [[Untersuchungsmethode|UM]] ist Feldforschung und [[teilnehmende Beobachtung]]
Soziologe als [[Flaneur]] zur Jahrhunderwende in Berlin
- Beobachtungen, Reflexion und Bedeutungen werden zusammengeführt
<div class="qut"> ∑: Aufgrund der Vielfalt der Themen, Theorien und Methoden liegt die Einheit des Faches in seiner Vielfalt; nicht Harmonie sondern Konflikt und Auseinandersetzung sind typisch
</div>
>[!Quote]
>Soziologie ist Kampfsport
><cite>Pierre Bourdieu</cite>
Man denkt alles sei in Ordnung, wenn man im Moment glaubt alles sei für einen selbst in Ordnung. Um für Ungerechtigkeiten aufzuklären, die für viele als selbstverständlich gelten, brauch man Soziologie zur Selbstverteidigung.
#### Zugänge zur Soziologie
[[Konzeptioneller Zugang]]
- Bestimmung von Aufgabe, Gegenstand und Selbstverständnis der Soziologie
Soziologie soll
- empirisch überprüfbare Aussagen über soziale Tatbestände treffen: [[Methodische Disziplin| Methodische Selbstverständnis und Gegenstand]]
- gesellschaftliche Wirklichkeit : [[Theoretische Disziplin| theoretisches Selbstverständnis (Handlung - Ordnung)]]
1. aus [[objektiver]] Bedingungs-zusammenhängen erklären
2. in ihren [[subjektiven]] Handlungszusammenhängen verstehen
- zum Verständnis und Orientierung**gegenwärtiger** Gesellschaften auch zu ihrer **wahrscheinlichen Zukunft** beitragen: [[Analytisch|analytisch]] und [[Diagnostisch|diagnostisches Selbstverständnis]]
#### Gegenstand soziologischer Analysen
**"Die Gesellschaft"?**
>[!quote]
>„Denn die Rechtswissenschaft und Philologie, die Wissenschaft von der Politik und die von der Literatur, die Psychologie und die Theologie und alle anderen, die den Bezirk des Menschlichen unter sich aufgeteilt haben, ihre Existenz fortsetzen werden, so ist nicht das Geringste dadurch gewonnen, dass man die Gesamtheit der Wissenschaften in einen Topf wirft und diesem das neue Etikett: Soziologie – aufklebt. Die Gesellschaftswissenschaft befindet sich also, unterschieden von anderen, wohlbegründeten Wissenschaften in der ungünstigen Lage, zunächst ihr Recht auf Existenz überhaupt beweisen zu müssen.“
<cite>Georg Simme</cite>
**"soziale Tatbestande"?**
Phänomene, Prozesse, Mechanismen
![[1Fol.pdf#page=22&rect=267,128,557,352|]]
Geldbörse kann Hinweise zum Grad der Inklusion/Exklusion in Gesellschaft geben
1. Natürlich gegebener Untersuchungsgegenstand
- keine Erhebung Notwendig
2. Soziale Aspekte
- Daten sammeln:
- Inhalt
- Form: Größe, Farbe, Material
- fehlt etwas "normalerweise" erwartet
- Daten anordnen: Aussage über gesellschaftliche Bereiche des Besitzers
3. Analyse der Daten
- [[#^ref1|Gesellschaftliche Bereiche]]
- Geld (Wirtschaft und Konsumverhalten)
- Personalausweis (Politik und Recht)
- Form (Kultur und Lebensstil)
- Mitgliederausweise (soziale Beziehungen)
#### Fazit
In alltäglichen Dingen suchen/finden SoziologInnen immer eine dahinterliegende Struktur, ein Muster. Menschen werden in den Gebrauch solcher Dinge hineinsozialisiert, sie übernehmen sie teilweise (via Normen, Sitten, Werte), aber der Gebrauch ist auch immer veränderbar – aber nicht völlig frei:
> [!quote]
>Menschen machen ihre Geschichte, aber nicht unter selbstgewählten Bedingungen
><cite>[[Karl Marx]]</cite>
Sie können Selbständig handeln, aber dieses handeln ist immer eingebettet in soziale Kontexte, die sie oft nicht beeinflussen können.
Diese Bedingungen schließen ein:
1. Kultur/Sinnwelten
- Welche kulturellen Werte, Normen, Regeln herrschen vor, gelten als Abweichung
2. Interaktionsmuster
- Struktur hinter menschlichem Zusammenleben
3. Ressourcen und Verteilungen
- Verteilung welcher Ressourcen, Bedeutungen individueller Merkmale
4. Formen und Strukturen
- Beinhaltet Kollektive und welche Muster, dauerhafte Regelmäßigkeiten sich aus der Verteilung ergeben
faefe