# <mark style="background: #FF529440;">Econ101 K17 January-10</mark> Orientierungsblatt Thema 17: Das Bruttoinlandsprodukt und seine Messung. Unter anderem werden die verschiedenen Berechnungsarten des Bruttoin- landsprodukts behandelt. >[!infobox] > - [ ] Kapitel 17 in Principles of Economics, McDowell et al., 2012 lesen > - [x] Vorlesungsvideos zu Kapitel 17 anschauen ✅ 2025-01-11 > - [ ] Marginal Revolution University: What is Gross Domestic Product?, > - [ ] Übungsaufgaben zu Kapitel 17 bearbeiten > - [ ] Quiz: Alte Klausuraufgabe beantworten > - [ ] Zentrale Konzepte zusammenfassen ## <mark style="background: #FFF3A3A6;">Maße ökonomischer Aktivität: BIP</mark> Vorwarnung: BIP missverstanden: Simon Kuznets (1929) Problem der Quantifizierung, irreführende Präzision und Einfachheit, entstehende Irreführung, die politisch ausgeschlachtet werden. %%^Ref1%% 3 Seiten des BIP: ![[Pasted image 20250113074115.png]] 3 Unterschiedliche Perspektiven sich das gleiche anzuschauen Es kommt aber immer das gleiche heraus. [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]] (Buchhaltung) #### 1. Entstehung Maß für das Einkommen und Ausgaben einer Volkswirtschaft "Marktwert aller für den Endverbrauch bestimmten Waren und Dienstleistungen, die in einem Land in einem Jahr hergestellt werden." BIP Produkt der [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung|VGR]] Komponenten: Marktwert - Output anhand Marktpreisen gemessen - ermöglicht die Komplexität einer modernen Volkswirtschaft in einem einzigem Maß zu aggregieren (Vergleichbarkeit vs Detaillierte Information) ![[Pasted image 20250113074204.png]] Information der Individuellen Produkten verloren, Information des Wertes dieser Produkte gewonnen, hilfreich bei langzeitigen Übersicht und Vergleichen Endverbrauch - Umfasst nur den Wert der Endprodukte (Wert nur einmal bemessen) ![[Pasted image 20250113074221.png]] Waren und Dienstleistungen - beinhaltet materielle als auch immaterielle Dienstleistungen in einem Land - BNE (vor 1999 BSP) - misst wirtschaftliche Leistungen der Inländer (Personen die Ihren Sitz in Inland haben) - BIP misst Leistung im Inland (egal ob Inländer oder Ausländer) Bemerkungen Implizite Gewichtung: teure Güter haben höheres Gewicht Kein Marktpreis: Keine Abbildung im BIP (Hausarbeit, aber diese Aktivität kann durch Nutzung eines dritten Dienstes abgebildet werden) -> Gewisse Willkür in den Abgrenzkriterium Revisionen Große Revision 2013/14, führte Teils zu erheblichen Anhebung des BIP mancher Länder. Frage was berücksichtigt werden soll (illegale Aktivitäten, Einstufung von Gütern als Konsum oder Investitionen) - Länder entscheiden für sich. ### Summary Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Marktwert aller für den Endverbrauch bestimmten Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einem Land produziert werden. Es aggregiert die wirtschaftliche Leistung und erleichtert langfristige Vergleiche, geht jedoch mit Informationsverlust einher. Ursprünglich von Simon Kuznets entwickelt, zeigt sich die Problematik irreführender Einfachheit und politischer Instrumentalisierung. Das BIP unterscheidet sich vom Bruttonationaleinkommen (BNE) und basiert auf Marktpreisen, wobei Leistungen ohne Marktpreis ausgeschlossen bleiben. Revisionen wie 2013/14 zeigen, dass Definitionen variieren können, z. B. durch Einbeziehung illegaler Aktivitäten oder unterschiedliche Klassifikationen von Gütern. --- ## <mark style="background: #FFF3A3A6;">Verwendungsseite des BIP</mark> 2 Seite des BIP #### 2. Verwendung 2016 Deutschland: 4 Kategorien unterscheidbar: 1. Konsum (**C**onsumption) - Ausgaben der Haushalte für WAren und Dienstleistungen mit Ausnahmen 2. Investitionen (**I**nvestment) - Ausgaben für [Kapitalaustattung], Lagerbestände und Bauten (Ausnahmen des Konsum) 3. Staatsausgaben (**G**overnment) - für Waren und Dienstleistungen, Ausnahme Sozialleistungen und Zinszahlungen 4. Nettoexporte (**N**et **E**xports) - $Export - Import$ $Y=C+I+G+NX$ Spiegelt Markwert der gesamten Güter und Dienstleistungen Entstehung ![[Pasted image 20250113074251.png]] Verwendung: ![[Pasted image 20250113074308.png]] Und die übrigen 25000 Autos? Lager laut VGR Investitionen $Y=C+ \boxed I+G+NX$ ### Summary Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kann aus der Verwendungsseite betrachtet werden, wobei vier Kategorien unterschieden werden: **<mark style="background: #ADCCFFA6;">Konsum (C)</mark>** umfasst die Ausgaben der Haushalte für Waren und Dienstleistungen mit Ausnahmen; **<mark style="background: #ADCCFFA6;">Investitionen (I)</mark>** beinhalten Ausgaben für Kapitalausstattung, Lagerbestände und Bauten; **<mark style="background: #ADCCFFA6;">Staatsausgaben (G)</mark>** umfassen staatliche Ausgaben für Waren und Dienstleistungen, jedoch keine Sozialleistungen oder Zinszahlungen; **<mark style="background: #ADCCFFA6;">Nettoexporte (NX)</mark>** ergeben sich aus Export minus Import. Die Formel lautet: $Y=C+I+G+NX$ Diese Perspektive zeigt, wie die Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft aufgeteilt ist. --- ## <mark style="background: #FFF3A3A6;">Einkommensseite des BIP</mark> #### Verteilung BIP entsteht aus in Arbeit und Kapital 1. Arbeit - ca. 70% des BIP (2016: 68,4%) - Löhne, Gehälter, Einkommen von Selbstständigen 2. Kapital - ca. 30% des BIP - Gewinne, Mieten, Zinsen, Dividenden, etc -> Wir erkennen, dass alle 3 Seiten des BIP aus [[Pasted image 20250113074115.png|Fig.1]] den selben Wert beschreiben. #### Reales und nominales BIP 1. Nominales BIP - Nicht berichtigt: BIP berechnet zu den jeweils geltenden Güterpreisen ![[Pasted image 20250113074553.png]] 2. Reales - BIP berechnet anhand der Güterpreise eines Basisjahres - Preis bereinigt: Misst die physische Produktionsmenge ![[Pasted image 20250113074619.png]] -> Wo sich die Kurven schneiden ist wahrscheinlich das Basisjahr ### Summary Das BIP setzt sich aus Arbeit (ca. 70%, z. B. Löhne und Einkommen) und Kapital (ca. 30%, z. B. Gewinne, Zinsen) zusammen. Alle drei Seiten des BIP beschreiben denselben Wert (**Fig. 1**). Das nominale BIP wird zu aktuellen Preisen berechnet, während das reale BIP preisbereinigt ist und die physische Produktionsmenge misst. Der Schnittpunkt der nominalen und realen BIP-Kurven markiert das Basisjahr. --- ## <mark style="background: #FFF3A3A6;">BIP als Wohlfahrtsmaß</mark> [[#^Ref1|Errinerung an die Warnung]]: Weil scheinbar simple, scheinbar präzise besteht besonders die Gefahr eines Missbrauches Abgrenzungsentscheidungen schließen vieles aus: - berücksichtigt nicht den Wert von mehr Freizeit, 35 Stunden-Woche, lange Urlaube - Lebensanteile ohne Arbeit (Kindheit; Rente) steigen -> Unterschiedliche Länder treffen unterschiedliche Entscheidungen: Europa nutz erhöhte Produktivität um Freizeit zu erhöhen, USA erhöht stattdessen Einkommen. > Olivier Blanchard (2004) - Tätigkeiten, die nicht über offizielle Märkte laufen, sind nicht berücksichtigt - Haushaltstätigkeiten, innofizieller Sektor etc - Erhöhen die Wohlfahrt, aber nicht im BIP gespiegelt - steigender Output =/= steigende Qualität ![[Pasted image 20250113074653.png]] -> Aber in den USA nicht berücksichtigt - Selbst hier Streitigkeiten: Wie kann man den gewonnen Nutzen gegen den gesamtgesellschaftlichen Schaden ausrechnen - Abbau von Ressourcen und Umweltverschmutzung ausgeschlossen ![[Pasted image 20250113074713.png]] - Determinanten der Lebensqualität wie: - Kriminalitätsraten, Verkehrsdichte, Landschaft, soziales Umfeld - Armut und Ungleichheit  BIP berücksichtigt nicht, wie das Einkommen verteilt wird - > Normative Auswertungen werden nicht berücksichtigt Das BIP ist kein perfektes Maß, allerdings als ein-dimensionale Maßzahl oft aussagekräftig. Bei vergleich mit Wohlfahrts-Indikatoren posetive koreelation, aber große Unterschiede zwischen Ländern Lönder denen die gesteigerte Produktion eine höheres BIP ermöglicht sind in dieser Lage durch solche Institutionen und Strukturen die ein höheres BIP und gesteigerte Wohlfahrt schaffen BIP wurde aber auch nicht als Wohlfahrtsmaß gedacht. #### Bessere Wohlfahrtsmaße ‘Diktatur des BIP’: Resultat von Messproblemen - Daten: Können unter Umständen die Realität mis-repräsentieren - Abgrenzungen: Eine holistische Darstellung kann es nicht geben wenn man einen Indikator stellen möchte - Verteilungseffekte: Keine Einigung zur Darstellung, Normative Meinungsunterschiede - > Kein Wohlfahrtsmaß in der VGR! **Aber:** Große Fortschritte seit Nordhaus & Tobin (1972) - Bessere Datenlage - Ausweitung der Gesamtrechnung (z.B. auf Umwelt, Freizeit, nicht-marktliche Aktivitäten), Berücksichtigung von Verteilungsdimensionen (Stiglitz-Sen-Fitoussi Report 2010) VGR zu UGR ![[Pasted image 20250113074734.png]] Empfohlene Lektüre: - Diana Coyle; GDP: A brief but affectionate History - Dale W. Jorgenson; Production and Welfare: Progress in Economic Measurement ### Summary Das BIP ist kein perfektes Maß für Wohlfahrt, da es wichtige Aspekte wie Freizeit, Lebensqualität, Einkommensverteilung, Umweltbelastungen und nicht-marktliche Aktivitäten nicht berücksichtigt. Unterschiedliche Länder treffen bei der Messung verschiedene Abgrenzungsentscheidungen, was die Vergleichbarkeit einschränken kann. Zusätzlich beeinflussen Entscheidungen, wie gesteigerte Produktivität genutzt wird (z. B. mehr Freizeit in Europa vs. höheres Einkommen in den USA), die Aussagekraft des BIP als Wohlfahrtsmaß. Zwar besteht oft eine positive Korrelation zwischen BIP und Wohlfahrtsindikatoren, jedoch zeigen sich länderspezifische Unterschiede. Fortschritte wie der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Report (2010) erweitern die Betrachtung um Umwelt, Freizeit und Verteilungseffekte, aber ein holistisches Wohlfahrtsmaß bleibt schwer umsetzbar. Ursprünglich wurde das BIP auch nicht als Wohlfahrtsmaß konzipiert. Empfohlene Lektüre: Diana Coyle und Dale W. Jorgenson.